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Peak Oil. Die Herausforderung lokaler Erdölabhängigkeit am Beispiel Münster

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"Erdöl - das schwarze Gold. Der Rohstoff mit hoher Energiedichte und vielfältigen chemischen Eigenschaften fungiert buchstäblich als das Schmiermittel unserer gesamten Industriegesellschaft. Direkt abhängig sind alle fossil betriebenen Transportmittel, vom Auto über das Flugzeug bis hin zum Schiff als Träger internationaler Warenflüsse sowie zahlreiche Heizungssysteme öffentlicher, wirtschaftlicher oder privater Gebäude. Ohne Erdöl als Grundlage für Kunststoffe ist kein Elektrogerät denkbar, kein moderner Haushalts- oder Freizeitartikel und auch in Medikamenten und Hygieneprodukten steckt häufig das wandelbare Erdöl. Mittels synthetischer Dünger, Pestiziden und des Maschineneinsatzes reguliert der Rohstoff zudem weite Teile der industriellen Nahrungsmittelproduktion und hat somit eine umfassende Bedeutung für unsere Gesellschaft. Grund genug, sich Gedanken über unsere Abhängigkeit und die Verfügbarkeit dieses Wundermittels zu machen. Was würde beispielsweise der Transport von Waren bei einem Rohölpreis von 160 US-Dollar pro Barrel1, also umgerechnet einem Benzinpreis von 2 Euro pro Liter, kosten? Welche Produkte wären ohne Erdölgrundlage heutzutage nicht herstellbar? Was für Auswirkungen hätte dies auf Logistik, Einzelhandel, Dienstleistungen, Landwirtschaft, das Gesundheitssystem und nicht zuletzt auf den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft?

Viele dieser Überlegungen hinterfragen ganz konkret das als normal empfundene moderne Leben. Großbritannien und die USA sind zwei Länder, in denen der Rückgang der Ölförderung zu einer intensiveren Beschäftigung mit der eigenen Erdölabhängigkeit geführt hat. Hier entstanden bereits vor einigen Jahren lokale Untersuchungen der Auswirkungen von Peak Oil auf die jeweilige Stadtgesellschaft (Peak Oil Task Force Portland, 2007; The Green Momentum Group u. Bristol City Council, 2009). In Deutschland sind bislang drei umfassendere Arbeiten entstanden, die sich auf (inter-)nationaler (Zentrum für Transformation der Bundeswehr, 2010) sowie auf Landesebene (Landtag NRW, 2008; Rost, 2011) mit der Thematik beschäftigt haben. Für einzelne Städte und Kommunen findet sich bislang keine Studie.

Global denken, lokal handeln. Das war das Motto der UN-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro im Jahr 1992. Will man diesen Grundsatz leben, können wirksame Veränderungen am besten im direkten Aktionsradius umgesetzt werden. Die globale Herausforderung einer Erdölknappheit muss also sinnvollerweise heruntergebrochen werden auf eine lokale Dimension, um konkrete Veränderungen anzustoßen. Dieser Gedanke war die Geburtsstunde des Peak-Oil-Projekts in Münster im August 2011.

Im Winter 2011/12 bildete sich eine studentische Projektgruppe, welche das Vorhaben vorantrieb und schließlich auch in mehreren Phasen umsetzte. Das innovative studentische Lehrprojekt wurde im Wintersemester 2012/13 an der Universität Münster durchgeführt und als Dekadebeitrag ausgezeichnet. Darauf aufbauend folgt nun dieser Peak-Oil-Bericht für die Stadt Münster. Er hat zum Ziel, die Peak-Oil-Thematik in die Öffentlichkeit zu tragen, die Wichtigkeit einer lokalen Perspektive am Beispiel Münster aufzuzeigen und nicht zuletzt mit seinem eigenen Beispiel für transformative und offene Methoden für weitere Projekte zu werben."

Quelle: Wanner, Matthias/Hamacher, Jörn/Gerlach, Eva et al. (2013), Peak Oil. Die Herausforderung lokaler Erdölabhängigkeit am Beispiel Münster, Münster, 139 S.